Kurzsichtigkeit (Myopie): Visualisierung der Fehlsichtigkeit und Korrekturmöglichkeit.
Brillenfehler des Auges
Eine scharfe Abbildung des einfallenden Lichtes auf der Retina ist die Voraussetzung für gutes Sehen. Damit in der lichtempfindlichen Schicht des Auges auch ein scharfes Bild entsteht, muss die Länge des Augapfels im richtigen Verhältnis zu seiner Brechkraft stehen. Das ist bei einem normalsichtigen Auge der Fall und nur so können Bilder scharf gesehen werden.
Bei einer Kurzsichtigkeit (Myopie) ist der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft des Auges zu lang.
Dies bedeutet, dass das scharfe Bild nicht in der Ebene der Netzhaut, sondern vor der Netzhaut entsteht. Je weiter ein Gegenstand entfernt ist, desto unschärfer wird er gesehen: Verkehrsschilder werden sehr spät erkannt, das Ablesen von der Tafel fällt schwer oder an Bäumen lassen sich keine einzelnen Blätter erkennen.
Korrigiert wird diese Form der Fehlsichtigkeit mit einer Brille mit Zerstreuungslinse, die den Brennpunkt nach hinten auf die Netzhaut verlagert. Man spricht auch von sogenannten „Minus-Gläsern“. Bereits eine Abweichung der Augenlänge von nur 1mm von der Norm führt zu einer Brillenabweichung von -3 Dioptrien (Einheit der Brillenstärke).
Ursachen der Myopie sind zum einen genetisch bedingt, d. h. dass die Wahrscheinlichkeit, eine Kurzsichtigkeit zu entwickeln, bei 46% liegt, wenn beide Elternteile kurzsichtig sind. Aber auch das „moderne Leben“ hat Einfluss auf die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit. Hier spielen besonders das übermäßige Sehen in der Nähe, z. B. langes Lesen und Spielen auf digitalen Geräten, wenig Aktivitäten im Freien und schlechte Beleuchtung eine Rolle.
Kurzsichtige Augen sind auch anfälliger für das Auftreten schwerwiegender Augenerkrankungen wie Netzhautlöcher und Netzhautablösung, Glaukom und Makulaschäden.
Kurzsichtigkeit ist eine der größten Sehstörungen. Sie beginnt meist zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr und nimmt weltweit zu. In Europa ist bereits jeder zweite, jüngere Mensch kurzsichtig – in Asien sogar 80%.
Neben genetischen Ursachen spielen in der Entstehung auch unsere geänderten Lebensumstände eine entscheidende Rolle. Wer mehr Zeit mit Nahsicht in geschlossenen Räumen verbringt, hat ein deutlich höheres Risiko kurzsichtig zu werden.
Kurzsichtigkeit bildet sich nicht zurück und erst mit Ende des Augenwachstums im Alter von ca. 25 Jahren kann das endgültige Ausmaß abschätzen. Auf Grund der Daten mehrerer Studien gibt es nun aber die Hoffnung, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu mindern. Alle unten aufgeführten Maßnahmen sind durch klinische Studie belegt.
Atropin Augentropfen 0,01%
Seit langer Zeit ist bekannt, dass Atropin-Augentropfen das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen. Diese Augentropfen führen primär zu einer Weitstellung der Pupille, was allerdings zu einer erhöhten Blendempfindlichkeit und einer Abnahme des Sehvermögens in der Nähe mit sich bringt. Erst seit kurzer Zeit ist bekannt, dass diese Atropin-Augentropfen in einer Verdünnung auf 0,01% die Kurzsichtigkeit eindämmen, ohne diese störenden Nebenwirkungen zu haben.
Ein Tropfen dieser Substanz wird abends vor dem Zubettgehen in beide Augen gegeben. Diese Therapie sollte über Jahre durchgeführt werden. Aus den Studiendaten kann von einer Minderung der Zunahme der Kurzsichtigkeit von 75% ausgegangen werden.
Da es für diese 0,01% Augentropfen keine Arzneimittelzulassung gibt, werden sie von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf ca. 200 €.
Mehr Informationen, wie Sie im Rahmen einer Myopieprophylaxe einer hohen Kurzsichtigkeit bei Kindern mit Atropin-Augentropfen vorbeugen können, finden Sie auch in einer ausführlichen Patienteninformation, die Sie hier downloaden können.
Tageslicht
Tageslicht ist 100mal intensiver als Raumlicht – selbst bei bedecktem Himmel. Laut aktueller Vorstellungen führt ein Mangel am Botenstoff Dopamin durch zu geringe Lichtmengen zu Kurzsichtigkeit. Daher sollten Kinder täglich 2 Stunden im Freien zu verbringen. Es kann von einer Minderung der Kurzsichtigkeit von 25% pro 45 Minuten pro Tag im Freien ausgegangen werden.
Optische Versorgung
Eine Kurzsichtigkeit sollte stets voll auskorrigiert werden. Die Meinung, dass eine etwas zu schwache Brille das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit reduziert, kann nicht gestützt werden. Es gibt allerdings Hinweise, dass formstabile multifokale Kontaktlinsen durch ihre bessere optische Abbildung in der Netzhautperipherie einen positiven Effekt haben. Bei Kindern sollten Kontaktlinsen jedoch nur im Einzelfall eingesetzt werden.